PDF-Download - BKU
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Sonderthema Bildung<br />
Fortsetzung von Seite 15<br />
den staatlichen Vorgaben<br />
entspricht.<br />
<strong>BKU</strong>-Jounal: Ist das nicht<br />
ein ziemlich starker Anreiz,<br />
die Kinder schon sehr<br />
früh aus der Familie in die<br />
Krippe zu geben?<br />
Feuchthofen: Unser Vorschlag<br />
begrenzt den Gut-<br />
scheinwert auf sechs Stunden<br />
Kita oder Krippe pro<br />
Tag und setzt überdies erst<br />
nach Ablauf des Bezugs<br />
von Eltergeld an. Es bleibt<br />
den Familien also auch bei<br />
voller Nutzung des Gutscheins<br />
noch genug Zeit<br />
und Raum, um mit Liebe<br />
und Zuwendung für ihre<br />
Kinder höchstpersönlich<br />
da zu sein. Die Idee, den<br />
Gutschein alternativ auch<br />
als zusätzlichen Steuerfreibetrag<br />
zu nutzen, soll<br />
Eltern, die sich für die Erziehung<br />
zu Hause entscheiden,<br />
nicht benachteiligen.<br />
Das ist sachgetriebener<br />
als das jüngst in der<br />
Politik angekündigte „Betreuungsgeld“.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal: Von den Freibeträgen<br />
profitieren aber<br />
wegen der Steuerprogres-<br />
16_<strong>BKU</strong>-Journal 2_07<br />
sion vor allem Besserverdienende.<br />
Ist das gerecht?<br />
Wo bleibt die<br />
Gerechtigkeit<br />
Feuchthofen: Ungerecht ist<br />
allenfalls unser heutiges<br />
Steuerrecht, das niemand<br />
mehr durchschaut und das<br />
Wo Krippen knapp sind<br />
Von je 1 000 Kindern<br />
unter drei Jahren besuchen<br />
eine Tageseinrichtung<br />
*vorläufige Ergebnisse; **ohne Berlin; Stand März 2006<br />
immer komplizierter wird.<br />
Wir haben unseren Vorschlag<br />
auf Grundlage des<br />
<strong>BKU</strong>-Steuerreformmodells<br />
entwickelt, das eine<br />
breitere Bemessungsgrundlage<br />
und eine weit<br />
weniger ausgeprägte Steuerprogression<br />
vorsieht.<br />
Außerdem streichen wir<br />
die Möglichkeit der steuerlichen<br />
Absetzbarkeit erwerbsbedingtenBetreuungsaufwands,<br />
von dem<br />
heute nur die Besserverdiener<br />
profitieren. Unterm<br />
Strich profitieren in unserem<br />
Modell alle, vor allem<br />
die Normalverdiener, die<br />
keine Elternbeiträge mehr<br />
zahlen müssen, und die Familien,<br />
in denen nur ein Elternteil<br />
erwerbstätig ist.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal: Wenn alle<br />
profitieren, woher kommt<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt<br />
dann das Geld?<br />
Feuchthofen: Ein Großteil<br />
der Gegenfinanzierung<br />
wird durch die Gelder gedeckt,<br />
die heute von den<br />
Kommunen und den Ländern<br />
als direkte Zuschüsse<br />
an die Betreuungseinrichtungen<br />
gezahlt werden. In<br />
unserem Modell gibt es<br />
diese direkten<br />
Zuschüsse<br />
Zahl der<br />
Betreuungsplätze<br />
für unter 3-Jährige<br />
Sachsen-Anhalt 499 25 568<br />
Thüringen<br />
368<br />
18 697<br />
Brandenburg<br />
360<br />
20 005<br />
Berlin*<br />
339<br />
29 000<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
339<br />
12 960<br />
Sachsen<br />
313<br />
30 632<br />
Hamburg 166<br />
7 705<br />
Saarland 99<br />
2 253<br />
Rheinland-Pfalz 88<br />
8 957<br />
Hessen 77<br />
12 515<br />
Bremen 74<br />
1 198<br />
Baden-Württemberg 73<br />
21 193<br />
Bayern* 60<br />
20 000<br />
Schleswig-Holstein 59<br />
4 263<br />
Nordrhein-Westfalen* 57<br />
27 000<br />
Niedersachsen 45<br />
9 406<br />
Grafik 3885<br />
nicht mehr.<br />
Die Gutscheine<br />
gehen wie<br />
das Kindergeld<br />
direkt an<br />
die Eltern.<br />
Die Einsparungen<br />
der<br />
Kommunen<br />
und Länder<br />
müssen im Finanzausgleich<br />
an den Bund<br />
gehen. Trotzdem:<br />
Da die<br />
Gutscheine an<br />
alle gehen,<br />
rechnen wir<br />
mit einem zusätzlichenFinanzbedarf<br />
von zehn bis<br />
maximal 15 Milliarden Euro<br />
pro Jahr.<br />
Die Fragen der<br />
Finanzierung<br />
<strong>BKU</strong>-Journal: Von welchem<br />
Himmel fällt dieses Manna?<br />
Feuchthofen: Dieses Manna<br />
lässt sich natürlich nicht<br />
über Nacht einsammeln,<br />
auch wenn die Steuerquellen<br />
gerade munter sprudeln.<br />
Wir brauchen diese<br />
Investitionen in unsere<br />
Kinder aber, auch wenn die<br />
Staatsquote trotz aller Umschichtungen<br />
kurzfristig<br />
steigen mag. Es gibt dazu<br />
keine Alternative. Noch<br />
einmal zwei Zahlen: 15<br />
Prozent der heutigen<br />
Schulabgänger haben keinen<br />
Abschluss und weitere<br />
circa zehn Prozent einen<br />
miserablen Abschluss, der<br />
sie nicht für den globalen<br />
Wettbewerb der Zukunft<br />
qualifiziert. Wir können es<br />
uns schlicht nicht leisten,<br />
zusätzlich zu den immer<br />
mehr Rentenempfängern<br />
auch noch 25 Prozent der<br />
eigentlich erwerbsfähigen<br />
Generation mitzuschleppen,<br />
von dem entsprechenden<br />
sozialen Sprengstoff<br />
ganz zu schweigen.<br />
Mehr Investitionen im<br />
vorschulischen Bereich<br />
Die Diagnose zur Behebung<br />
dieses unhaltbaren<br />
Zustandes ist immer mehr<br />
Konsens: Mehr Investitionen<br />
im vorschulischen Bereich!<br />
Oder mit Blick auf<br />
das Manna beziehungsweise<br />
die Staatsquote: Prävention<br />
ist verantwortungsvoller<br />
und langfristig rentabler<br />
als spätere teure und<br />
wenig effiziente Reparaturen!<br />
Ich füge hinzu: Nicht<br />
einfach mehr staatliche Investitionen<br />
pauschal in<br />
staatliche Einrichtungen<br />
und die Geldbörsen der Eltern<br />
pumpen, sondern intelligent<br />
in optionale Modelle<br />
für Kinder wie Eltern investieren.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal:<br />
Was macht Sie da so sicher?<br />
Feuchthofen: Wir haben,<br />
wenn auch sehr mühsam, in<br />
den vergangenen Jahren aus<br />
internationalen Bildungsvergleichen<br />
gelernt, dass<br />
Wettbewerb mehr pädagogische<br />
Qualität auf sehr effiziente<br />
Weise fördern kann.<br />
Dieser generelle Kurswechsel<br />
von der „Objekt- zur<br />
Subjekt-Föderung“ wäre in<br />
der Tat für die deutsche Tradition<br />
eine kleine Revolution,<br />
würde sich aber bald<br />
volkswirtschaftlich in jeder<br />
Hinsicht rechnen; alles andere<br />
würde sich dagegen<br />
bitter rächen. ■