Bauerngärten in Niederösterreich - Institut für ökologischen ...
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Der Vielfalt an Arten von Schmuckpflanzen und<br />
Verwendungen steht gegenüber, dass ihnen von den<br />
Frauen nicht die größte Fläche im Garten zugewiesen<br />
wird. So liegt diese durchschnittlich bei etwa<br />
27% der gesamten Gartenfläche.<br />
Tabelle 5: Die 10 häufigsten Schmuckpflanzen <strong>in</strong> den<br />
Gärten (n=184)<br />
Deutscher Name<br />
Wissenschaftlicher<br />
Name<br />
Anteil<br />
<strong>in</strong> %<br />
früher<br />
angebaut<br />
Dahlie, Garten-, Georg<strong>in</strong>e Dahlia Hybriden 57 ja<br />
Gladiole Gladiolus-Hybriden 46 ja<br />
Pf<strong>in</strong>gstrose, Bauerngarten<br />
R<strong>in</strong>gelblume, Garten-,<br />
R<strong>in</strong>gelrose<br />
Paeonia offic<strong>in</strong>alis<br />
subsp. offic<strong>in</strong>alis<br />
45 ja<br />
Calendula offic<strong>in</strong>alis 43 ja<br />
Nelke, Bart- Dianthus barbartus 43 ja<br />
Sonnenblume, E<strong>in</strong>jährige Helianthus annuus 38 ne<strong>in</strong><br />
Chrysantheme, Gärtner-<br />
Chrysanthemum-Grandiflorum-Hybriden<br />
32 ne<strong>in</strong><br />
Aster, Garten- Callistephus ch<strong>in</strong>ensis 29 ja<br />
Buchsbaum Buxus sempervirens 28 ja<br />
Phlox, Stauden- Phlox paniculata 27 ja<br />
Die Pf<strong>in</strong>gstrosen<br />
Pf<strong>in</strong>gstrosen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den <strong>Bauerngärten</strong> <strong>Niederösterreich</strong>s<br />
weit verbreitet. E<strong>in</strong>erseits f<strong>in</strong>det man<br />
die traditionelle Bauerngartenpf<strong>in</strong>gstrose (Paeonia<br />
offic<strong>in</strong>alis subsp. offic<strong>in</strong>alis), die oft schon seit<br />
Generationen kultiviert wird. Andererseits wird<br />
auch die Edelpf<strong>in</strong>gstrose (Paeonia-Lactiflora-Hybriden)<br />
gerne angebaut, die ihre Blütenpracht meist<br />
zwei Wochen nach der Bauerngartenpf<strong>in</strong>gstrose<br />
zeigt. „Jedes Bauernhaus hat Pf<strong>in</strong>gstrosen!“ – kann<br />
man von den Bäuer<strong>in</strong>nen hören.<br />
Trotz ihrer kurzen Blütezeit s<strong>in</strong>d die Pf<strong>in</strong>gstrosen<br />
sehr beliebt und werden als Schmuck <strong>für</strong> Kirchen,<br />
Marterln, Bildstöcke und Kapellen <strong>für</strong> Maiandachten<br />
oder zu Fronleichnam geschätzt. Seit Generationen<br />
ist es Brauch, dass vor allem die Mädchen<br />
die <strong>in</strong>tensiv duftenden Blütenblätter der üppigen<br />
Blumen pflücken, ihre Körbe damit füllen<br />
und sie während der Fronleichnamsprozession<br />
ausstreuen – und damit den Duft weit verbreiten.<br />
Manchmal wird beklagt, dass die Bauerngartenpf<strong>in</strong>gstrosen<br />
an diesem Festtag schon verblüht<br />
Rund 100 Pflanzenarten<br />
als Lebensmittel<br />
Der größte Flächenanteil der Gärten (73%) wird <strong>für</strong><br />
die Kultivierung von Pflanzenarten, die als Lebensmittel<br />
verwendet werden, gebraucht. So s<strong>in</strong>d die Lebensmittel-Pflanzenarten<br />
<strong>für</strong> die Frauen meist noch<br />
wichtiger als ihre Schmuckpflanzen (siehe dazu auch<br />
die Kapitel „Liebl<strong>in</strong>gspflanzen“ und „Motivation“).<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ist bei dieser Nutzungsform e<strong>in</strong>e viel ger<strong>in</strong>gere<br />
Artenvielfalt vorhanden. Zwischen 86 und<br />
107 Arten werden als Lebensmittel verwendet (Tabelle<br />
7). Es werden ke<strong>in</strong>e Grundnahrungsmittel im<br />
Garten angebaut, sondern es s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Salate,<br />
Gemüse, Früchte und Gewürze, die als Beilagen<br />
beim Mittagessen oder zur Jause täglich frisch oder<br />
nach unterschiedlichsten Rezepten zubereitet auf den<br />
Tisch kommen.<br />
Zu den traditionellen Lebensmittelpflanzen, die nach<br />
Angaben der Bäuer<strong>in</strong>nen früher auch im Garten angebaut<br />
wurden, zählen die meisten der angeführten<br />
„häufigsten Arten“ wie der Schnittlauch, die Karotte,<br />
der Kopfsalat oder auch der Knollen-Sellerie (Tabelle<br />
6). E<strong>in</strong>ige traditionelle Lebensmittelarten, die am<br />
Feld kultiviert wurden, halten dort, wo die Äcker<br />
Abbildung 21: Pf<strong>in</strong>gstrose<br />
s<strong>in</strong>d. Die etwas später blühenden Edelpf<strong>in</strong>gstrosen<br />
werden dann als Ersatz verwendet. Manchmal<br />
werden diese deshalb auch als „Fronleichnamsrosen“<br />
bezeichnet.<br />
Abbildung 22: Jene Pflanzenarten, die als Lebensmittel<br />
dienen, haben den größten Flächenanteil <strong>in</strong> den Gärten<br />
aufgelassen werden, E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> den Bauerngarten.<br />
Beispielsweise ist das Weißkraut im Mostviertel <strong>in</strong><br />
91% der untersuchten <strong>Bauerngärten</strong> zu f<strong>in</strong>den, wogegen<br />
diese Gemüsepflanze im Wald- und Industrieviertel<br />
nach wie vor am Acker angebaut wird. Aber<br />
auch neuere Arten halten <strong>in</strong> den Gärten E<strong>in</strong>zug. E<strong>in</strong>e<br />
Art, die erst seit e<strong>in</strong> paar Jahren <strong>in</strong> den Gärten zu f<strong>in</strong>den<br />
ist, ist beispielsweise die Zucch<strong>in</strong>i. Dieses „neue“<br />
Gemüse konnte sich im Laufe der Jahre im Garten<br />
vieler Bäuer<strong>in</strong>nen (<strong>in</strong> 51% aller Gärten) etablieren.<br />
Tabelle 6: Die häufigsten von den Bäuer<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den<br />
Gärten (n=184) kultivierten Arten, die als Lebensmittel<br />
verwendet werden.<br />
Deutscher Name<br />
14 15<br />
Anteil<br />
<strong>in</strong> %<br />
früher<br />
angebaut<br />
Schnittlauch 83 ja<br />
Karotte 82 ja<br />
Salat, Kopf- 77 ja<br />
Paradeiser, Tomate 77 ne<strong>in</strong><br />
Sellerie, Knollen-,<br />
Wurzel-<br />
68 ja<br />
Bohne, Busch-, Fisole 65 ja<br />
Gurke 61 ne<strong>in</strong><br />
Erdbeere, Garten-,<br />
Ananas-<br />
58 ja<br />
Zwiebel 58 ja<br />
Petersilie, Knollen-,<br />
wurzel-<br />
55 ja<br />
Der We<strong>in</strong>gartenknoblauch<br />
Wie der Name schon sagt, war der ursprüngliche<br />
Standort des We<strong>in</strong>gartenknoblauchs (Allium<br />
sativum var. sativum) zwischen den Reben.<br />
Durch die masch<strong>in</strong>elle Bearbeitung der We<strong>in</strong>gärten<br />
wurde er von se<strong>in</strong>em traditionellen Platz<br />
vertrieben. Doch viele Bäuer<strong>in</strong>nen wollten auf<br />
ke<strong>in</strong>en Fall auf se<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigartigen Geschmack<br />
verzichten, weshalb sie ihn <strong>in</strong> die <strong>Bauerngärten</strong><br />
„umgesiedelt“ haben.<br />
Angebaut wird der We<strong>in</strong>gartenknoblauch vor<br />
allem im Herbst, <strong>in</strong>dem die Frauen e<strong>in</strong>zelne<br />
Knoblauchzehen <strong>in</strong> die Erde stecken. Diese<br />
treiben noch im Herbst aus und wachsen dann<br />
im nächsten Jahr zu schönen Knollen heran.<br />
Im Frühjahr, so erzählte e<strong>in</strong>e Bäuer<strong>in</strong>, könnte<br />
Abbildung 23: Der We<strong>in</strong>gartenknoblauch gilt als<br />
Spezialität<br />
man den Knoblauch auch anbauen, aber dann<br />
wird er nicht so groß. Die Knollen werden Ende<br />
Juli bis Ende August aus der Erde genommen,<br />
die Wurzeln entfernt und der Stängel gekürzt.<br />
Zusammengebunden wird der Knoblauch zum<br />
Trocknen aufgehängt. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil der Ernte<br />
dient der Vermehrung, der größere Teil wird <strong>in</strong><br />
der Küche verwendet.<br />
Im Frühjahr und im Sommer wird auch der<br />
frische We<strong>in</strong>garten-Knoblauch gegessen. Als<br />
besondere Delikatesse gelten die kle<strong>in</strong>en Brutzwiebeln,<br />
die am Ende der Stängel sitzen. Diese<br />
werden frisch von der Pflanze geerntet und auf<br />
dem Schmalzbrot gegessen – e<strong>in</strong> besonderer<br />
Leckerbissen! Die Brutzwiebeln werden aber<br />
auch getrocknet und im Herbst angebaut. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
wächst der Knoblauch aus den Brutzwiebeln<br />
erst im zweiten Jahr zu voller Größe<br />
heran.