NFV_12_2010 - Rot Weiss Damme
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unterzeichnet wurde. Die zwischen beiden<br />
Verbänden geschlossene Vereinbarung<br />
zielt auf die Ausbildung von Kinder- und<br />
Amateurtrainern und damit der Förderung<br />
des Breitenfußballs ab. Eine Kernaufgabe<br />
des Fußballs, die aber lange vernachlässigt<br />
wurde. Nicht nur in Polen.<br />
Seit ihrer Gründung konzentrierten<br />
sich die Aktivitäten der Nationalverbände<br />
auf die Förderung des Berufsfußballs (Nationalmannschaft/Vereine)<br />
bzw. des Elitefußballs<br />
im Jugendbereich. Erst in den<br />
neunziger Jahren setzte ein Umdenken<br />
ein. So rief die Europäische Fußball-Union<br />
UEFA 1996 die „Arbeitsgruppe Breitenfußball“<br />
ins Leben, die in ihrer Anfangszeit<br />
aber bezeichnenderweise noch unter dem<br />
Namen „Spaßfußball“ bekannt war. Dennoch<br />
bedeutete ihre Gründung einen Meilenstein,<br />
denn immer stärker erkannten<br />
die Verbände den weit reichenden Nutzen<br />
des Breitenfußballs. Nicht nur in sportlicher,<br />
sondern auch in erzieherischer, gesundheitlicher<br />
und sozialer Hinsicht.<br />
Wertvolle Schrittmacherdienste wurden<br />
dabei von den sechs Pilotverbänden,<br />
zu denen auch der Deutsche Fußball-Bund<br />
zählte, geleistet. 2002 fanden die ersten<br />
Sitzungen zur Ausarbeitung einer Satzung<br />
statt, 2004 konnte die Breitenfußball-<br />
Charta verabschiedet werden. Wer ihr beitreten<br />
möchte, muss bestimmte Mindestkriterien<br />
erfüllen. Neben der Entwicklung<br />
einer Breitenfußballphilosophie, die sich<br />
auf die Grundsätze „Fußball für alle“, Fairplay<br />
und Antirassismus stützt, gehören<br />
hierzu Maßnahmen zur Förderung des<br />
Frauen- und Mädchenfußballs, soziale Programme<br />
wie Behindertenfußball oder die<br />
Ausbildung von Trainern für den Kinderund<br />
Jugendbereich.<br />
„Funktionäre können nichts bewegen,<br />
wenn es nicht Trainer gibt, die die<br />
Inhalte vermitteln. Für die Entwicklung des<br />
Fußballs nehmen sie die absolute Schlüsselrolle<br />
ein“, sagt Willi Hink. Der DFB-Direkor<br />
gehört zu den Pionieren der europäischen<br />
Breitenfußballentwicklung und ist<br />
froh darüber, dass der Charta inzwischen<br />
auch Verbände aus Süd- und Osteuropa, in<br />
denen das Bewusstsein für Breitenfußball<br />
zunächst am wenigsten ausgeprägt war,<br />
beigetreten sind. Im März <strong>2010</strong> unterschrieben<br />
zehn weitere Länder die Charta,<br />
so dass ihr nunmehr 47 der 53 Mitgliedsverbände<br />
der UEFA angehören.<br />
Zu den Unterzeichnern zählte auch<br />
Polen. Fünf Monate später treffen Vertreter<br />
des Verbandes in Barsinghausen auf<br />
Willi Hink. Anlass ist die Ehrung der ersten<br />
Breitenfußball-Trainer in der Geschichte<br />
des polnischen Fußballs. Zwei Frauen und<br />
30 Männer haben die <strong>12</strong>0 Stunden-Ausbildung<br />
erfolgreich absolviert und freuen<br />
sich jetzt über die Zertifikate, die sie als Inhaber<br />
der UEFA-B-Lizenz ausweisen. „Dies<br />
entspricht der deutschen C-Lizenz“, verdeutlicht<br />
Hink und dankt dem Niedersächsischen<br />
Fußballverband für die Durchführung<br />
der Schulung.<br />
Dafür ließ der <strong>NFV</strong> seine Ausbildungsmaterialien<br />
zur „C-Lizenz Breitenfußball<br />
mit dem Profil Kinder und Jugend“<br />
übersetzen und stellte sicher,<br />
dass der Unterricht in der Muttersprache<br />
der Teilnehmer abgehalten wird.<br />
Diese Aufgabe übernahmen mit Fußball-<br />
Lehrer Marek Wanik und A-Lizenz-Inhaber<br />
Dariusz Szubert zwei gebürtige<br />
Ausbildung<br />
Mit den vom <strong>NFV</strong> erstellten Materialien werden polnische Trainer im Kinder- und Jugendfußball<br />
geschult. Von links: Andreas Grajewski (Projektberater), Stefan Majewski (U 23-Nationaltrainer<br />
Polen), Grzegorz Lato (Präsident Polnischer Fußballverband), DFB-Direktor Willi Hink, <strong>NFV</strong>-Präsident<br />
Karl <strong>Rot</strong>hmund, Piotr Maranda (Trainerkommission des Polnischen Verbandes). Foto: Finger<br />
Polen. Auf dem Programm standen zunächst<br />
40 Stunden in Slubice, das<br />
gegenüber von Frankfurt an der Oder<br />
liegt, ehe der Lehrgang mit Teil 2 und<br />
der Prüfung in Barsinghausen fortgesetzt<br />
wurde.<br />
„Die Nachfrage in Polen ist sehr<br />
groß“, erklärt Wanik, warum er bereits<br />
im Oktober 32 weitere Trainer aus seinem<br />
Heimatland begrüßen durfte. Wieder<br />
wurde Teil 1 in Slubice absolviert, ehe<br />
die Maßnahme am Deister ihre Fortsetzung<br />
und ihren Abschluss fand. Diesmal<br />
mit ganz besonderen Gästen, denn zusammen<br />
mit Grzegorz Lato schauten<br />
auch die beiden ehemaligen Nationaltrainer<br />
Jerzy Engel und Stefan Majewski vorbei.<br />
Alle drei wissen, dass die künftige<br />
Qualität des polnischen Fußballs in hohem<br />
Maße auch von der Entwicklung<br />
des Breitenfußballs abhängen wird. Damit<br />
Experten wie Hans-Werner Hartwig,<br />
der das Projekt für den <strong>NFV</strong> koordiniert,<br />
vielleicht irgendwann nicht mehr in Erinnerungen<br />
schwelgen müssen, wenn<br />
sich das Thema um polnische Weltklassefußballer<br />
dreht. ■<br />
Zwei Frauen und 30 Männer absolvierten im August <strong>2010</strong> den ersten Breitenfußball-Lehrgang in der Geschichte des polnischen Fußballs. Ausgebildet<br />
wurden sie in Slubice und Barsinghausen von den <strong>NFV</strong>-Mitarbeitern Marek Wanik (untere Reihe Mitte) und Dariusz Szubert (2. Reihe von unten,<br />
schwarzes Hemd). Foto: Finger<br />
Dezember <strong>2010</strong> 31