8. Beschlussabteilung Aktenzeichen: B8-124/11 ... - Bundeskartellamt

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(92) Die räumliche Marktabgrenzung bemisst sich jedoch nach den tatsächlichen Ausweichmöglichkeiten
der Marktgegenseite. Entscheidend für die räumliche Abgrenzung des
Marktes ist folglich nicht, ob Erdgasversorger rein rechtlich oder physisch in dem angestammten
Versorgungsgebiet eines regionalen Weiterverteilers oder eines Stadtwerks
tätig werden könnten, sondern danach, ob sie in dem betreffenden Gebiet auch tatsächlich
Tarife für Letztverbraucher anbieten. Laut Monitoringbericht 2011 der Bundesnetzagentur
(S. 196) waren im Jahr 2010 in mehr als der Hälfte der Netzgebiete 21 Lieferanten
oder mehr tätig. Nur noch sieben der 579 befragten Netzbetreiber gaben an, dass in
ihrem Netzgebiet höchstens fünf Lieferanten Erdgas anbieten. Die Anzahl der verfügbaren
Anbieter innerhalb eines Netzgebietes ist in den vergangenen drei Jahren auch stetig
gestiegen. So waren im Jahr 2008 nur 33% der von der BNetzA im Rahmen des
Monitorings befragten Lieferanten in mehr als einem Netzgebiet tätig, während es 2009
schon 50% und im Jahr 2010 sogar rund 60% waren. 65
(93) Dennoch machten die Letztverbraucher bisher nur in sehr beschränktem Umfang von
einem Lieferantenwechsel Gebrauch. Insbesondere im Vergleich zum Strombereich liegt
die Anzahl der Lieferantenwechsel im Gasbereich deutlich zurück. Im Jahr 2008 lag die
Anzahl der Stromlieferantenwechsel von Letztverbrauchern bei 2,3 Mio., die Anzahl der
Gaslieferantenwechsel hingegen nur bei 384.000. Im Jahr 2009 ergaben sich im Strombereich
2,4 Mio. Wechsel, im Gasbereich hingegen nur rund 472.000. Im Jahr 2010 betrug
die Anzahl der Stromlieferantenwechsel 3,0 Mio., die Anzahl der Gaslieferanten-
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wechsel nur 921.000.
(94) Vor allem die Haushaltskunden zeigten bislang nur eine schwache Wechselbereitschaft
bezüglich ihres Erdgaslieferanten. Insgesamt wurden laut Monitoringbericht 2011 der
Bundesnetzagentur (S. 76) im Jahr 2010 nur 6% der an Haushaltskunden abgegebenen
Gasmenge von einem anderen Lieferanten als dem Grundversorger abgesetzt. Zwar ist
der Anteil an Haushaltskunden in der Grundversorgung in den letzten Jahren deutlich
gesunken, denn nur 25% der an Haushaltskunden abgesetzten Menge entfielen im Jahr
2010 auf die Belieferung durch den Grundversorger innerhalb der Grundversorgung,
69% der abgesetzten Gasmenge entfielen hingegen auf die Belieferung durch den
Grundversorger innerhalb eines Sondervertrags. Die hohe Anzahl an Kunden, die im
Rahmen eines Sondervertrags vom Grundversorger beliefert werden, weist jedoch darauf
hin, dass es den in den jeweiligen Netzgebieten etablierten Weiterverteilern gelingt,
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BNetzA, Monitoringbericht 2011, S 197.
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ebd., S. 47 u. 75.