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Städteporträt: Beirut und Tel Aviv<br />

schä�igen würde, dessen Täter und Opfer eben vor allem Libanesen<br />

waren und nicht allein die viel zitierten »Zionisten«.<br />

Gern würde man dieses selbst dem entspanntesten abendlichen<br />

Gläsergeklirr in Cafés und Clubs unterlegte dröhnende<br />

Schweigen mit der inneren Schwäche Libanons erklären, wäre<br />

das immerhin in seiner puren Existenz permanent bedrohte<br />

Nachbarland Israel nicht das entsprechende Gegenbeispiel: Geradezu<br />

unsinnig, in Tel Aviver Buchhandlungen, an den bis weit<br />

nach Mi�ernacht offenen Falafelständen oder in erotisierenden<br />

Stranddiscotheken nach innerisraelischer Selbstkritik wie nach<br />

einer raren Kostbarkeit zu forschen. Dort nämlich müsste man<br />

keineswegs erst die viel zitierten Intellektuellen oder unentwegten<br />

Friedensaktivisten von »Peace Now« frequentieren, um<br />

Zeuge schier endlos scheinender Alltagsdeba�en zum Thema zu<br />

werden. Diese kreisen eben nicht nur um die eigene Sicherheit,<br />

sondern werden gerade von jungen, dem Amüsement keineswegs<br />

abgeneigten Leuten, von Soldaten und Zivilisten, in bester<br />

Erwachsenenmanier auf jene Fragen hin zugespitzt: Wo liegt unsere<br />

Verantwortlichkeit, unsere Schuld, unsere Ignoranz?<br />

Dass man weder in der iranischen Hauptstadt Teheran noch<br />

im syrischen Damaskus auf die Idee käme, sozial- und generationenübergreifend<br />

immer wieder genau diese Frage hin- und herzuwenden<br />

und den zivilen Streit um Antworten zu wagen, dürfte<br />

sich mi�lerweile herumgesprochen haben. Dass dagegen auch<br />

in Beirut die Präsenz eines »Hard Rock Café« (»Hard times are<br />

gone – Hard Rock is here«, lautet der frohgemute Slogan) noch<br />

lange nicht den in gedankenschwere Selbstreflexion überführten<br />

zivilgesellscha�lichen »beautiful noise« (Neil Diamond) repräsentiert,<br />

scheint im Westen nach wie vor erklärungsbedür�ig.<br />

Konsum als Stabilitätsgarant?<br />

Es ist, als seien hierzulande die Bilder des Bürgerkrieges – zerschossene<br />

Nobelhotels, die Swimmingpools voller Sandsäcke<br />

und auch Leichen – in der Erinnerung wie weggewischt und<br />

die vom ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Rafiq al-<br />

Hariri getätigten Investitionen inklusive aller Marken-Boutiquen<br />

von Versace bis Gucci, Banken und neueröffneter In-Cafés noch<br />

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