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Die deutsch-israelischen Beziehungen<br />

Erst der Eichmann-Prozess 1961 in Jerusalem bewirkte eine<br />

Hinwendung der Israelis zum tatsächlichen historischen Geschehen.<br />

Israel war inzwischen ein souveräner Staat geworden, der<br />

die Macht ha�e, mit Adolf Eichmann einen hauptverantwortlichen<br />

Organisator des Völkermords vor ein israelisches Gericht zu<br />

stellen. Mi�lerweile verfügten der Staat und die israelische Gesellscha�<br />

über genug Stärke, um die Zeugenaussagen der Überlebenden<br />

zu ertragen – und auch deren Zusammenbrüche im<br />

Gerichtssaal angesichts schrecklicher Erlebnisse. Die historische<br />

Forschung, die nationale Gedenkstä�e Yad Vashem und ähnliche<br />

Einrichtungen erfuhren ein breites öffentliches Interesse. Institutionen<br />

für die historische Bildung sowie die Medien nahmen sich<br />

der »Schoah« (das ist der hebräische Begriff für »Holocaust«) an.<br />

Nach den Kriegen von 1967 und 1973 veränderte sich die<br />

politische Situation erheblich. Israel war von einem in seiner<br />

Existenz bedrohten Staat auf Dauer zu einer Besatzungsmacht<br />

in palästinensischen (Gazastreifen und Westjordanland) und<br />

syrischen (Golanhöhen) Gebieten geworden. Die Hardliner in<br />

der Regierung, die »Falken«, propagierten Annexionen und Umsiedlungen<br />

der Palästinenser, die Bildung eines »Groß-Israel«<br />

und jüdische Siedlungen in den besetzten Gebieten. Dies alles<br />

wurde gerechtfertigt mit dem Sicherheitsbedürfnis und der Verhinderung<br />

einer erneuten Schoah. Aus dem »Nie wieder« als<br />

Forderung aus der Erfahrung der Schoah wurde ein »das darf<br />

uns nie wieder passieren« zur Rechtfertigung der Besatzungspolitik<br />

(vgl. den Beitrag von Gil Yaron). Jassir Arafat und andere<br />

arabische Führer wurden mit Hitler verglichen, die einen Völkermord<br />

an den Israelis planten. Ministerpräsident Menachem<br />

Begin sah sich beim Einmarsch israelischer Truppen in Beirut<br />

1982 sogar als Heerführer, der Hitlers Berlin erobert.<br />

Die »Tauben« sahen die moralische Legitimation Israels infolge<br />

seiner harten und auf Dauer angelegten Besatzungspolitik<br />

beschädigt und plädierten für einen Ausgleich mit den Palästinensern<br />

mit dem Ziel »Land gegen Frieden«. Zwischen »Falken«<br />

und »Tauben« steht eine auf etwa 40 Prozent der Bevölkerung<br />

geschätzte Gruppe von Wechselwählern. Diese wünscht eigentlich<br />

eher Ausgleich und Frieden, tendiert jedoch nach dem Scheitern<br />

von Friedensinitiativen und angesichts von Terroranschlägen<br />

in Israel eher zu den »Falken«.<br />

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