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II. Strukturen und Lebenswelten<br />

222<br />

Die Schoah und die Folgen für<br />

die israelische Gesellscha�<br />

Seit Gründung des Staates Israel spielt das Wissen vom Holocaust<br />

eine zentrale Rolle für das staatliche Selbstverständnis.<br />

Inspiriert durch Theodor Herzls Vision von einem »Judenstaat«<br />

(vgl. den Beitrag von Angelika Timm zur Siedlungsbewegung)<br />

als Zufluchtsort und Heimat der in Europa verfolgten Juden, war<br />

1897 die politische Bewegung des modernen Zionismus entstanden<br />

– eine säkulare (also nicht religiös begründete) Bewegung<br />

der jüdischen nationalen Emanzipation in Anlehnung an die im<br />

19. Jahrhundert vorherrschenden nationalstaatlichen Vorstellungen.<br />

Angesichts unterschiedlicher Lebensweisen, Sprachen<br />

und Kulturen der Juden in Europa waren letztlich die gemeinsame<br />

Religion und Geschichtsbezüge diejenigen verbindenden<br />

Elemente, die Juden ungeachtet ihrer zweitausendjährigen Zerstreuung,<br />

der Diaspora, zu einer »Nation« zu machen geeignet<br />

waren (vgl. den Beitrag von Bernhard Chiari).<br />

Ein Kernstück des politischen Zionismus war die Ablehnung<br />

der Diaspora. Ein selbstbewusster, freier Jude konnte aus zionistischer<br />

Sicht nur in Israel leben. Der Holocaust wurde als Bestätigung<br />

für die Richtigkeit des zionistischen Staatsziels gesehen.<br />

Ungeachtet des engen Zusammenhangs der Gründung des modernen<br />

Israels mit dem Holocaust war die tatsächliche Erfahrung<br />

der Überlebenden des Völkermords allerdings zunächst weitgehend<br />

eine Angelegenheit privater Trauer in den Familien. Die<br />

israelische Öffentlichkeit ha�e demgegenüber große Probleme<br />

bei der Auseinandersetzung mit der Thematik, denn dem Selbstbild<br />

des Pioniers in den landwirtscha�lichen Siedlungen oder<br />

des Kämpfers im sogleich zu bestehenden Krieg 1948 entsprach<br />

nicht die verbreitete Vorstellung von den Juden als »Schafen«,<br />

die sich angeblich aus Unwissenheit oder Angst von ihren Mördern<br />

in Deutschland und Osteuropa zu den »Schlachtbänken«<br />

haben führen lassen (vgl. den Beitrag von Gil Yaron zur Rolle des<br />

Militärs in Israel). Die Erfahrung der Überlebenden vom völligen<br />

Ausgeliefertsein führte bei diesen o� zu schweren psychischen<br />

Schäden (Traumata), und das konnte im Existenzkampf Israels<br />

nicht vollends aufgearbeitet werden.

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