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II. Strukturen und Lebenswelten<br />

220<br />

Konrad Adenauer und die Anfänge der<br />

deutsch-israelischen Beziehungen<br />

In diesem Zusammenhang bietet der Rückblick auf Westdeutschland<br />

in der Ära des Bundeskanzlers Konrad Adenauer<br />

(1949–1963) ein zwiespältiges Bild. 1952 gelang die Vereinbarung<br />

mit Israel über ein »Wiedergutmachungsabkommen«, das die<br />

Zahlung – auch in Form von Warenlieferungen – von 3,45 Milliarden<br />

DM im Verlaufe von zwölf Jahren an Israel festlegte (vgl.<br />

den Beitrag von Martin Beck). Die Annahme von Zahlungen zur<br />

Kompensation der deutschen Verbrechen an den Juden war in<br />

Israel jedoch sehr umstri�en: Man wolle »kein ›Blutgeld‹ von<br />

den Deutschen annehmen«, hieß es.<br />

Die Bezeichnung als »Wiedergutmachung« war zwar recht<br />

unglücklich – wie kann man einen Völkermord finanziell wiedergutmachen?<br />

–, sie gab jedoch die Intention Adenauers treffend<br />

wieder: das Bekenntnis zur Verantwortung angesichts der Schuld<br />

Deutschlands, wodurch zugleich die Aufnahme einer international<br />

geachteten Bundesrepublik in den Kreis der demokratischen<br />

Staaten bewirkt werden sollte. Nach einer das deutsche Ansehen<br />

beschädigenden Welle von Hakenkreuzschmierereien, unter anderem<br />

an der Kölner Synagoge, trafen sich Adenauer und der israelische<br />

Ministerpräsident David Ben Gurion 1960 persönlich in<br />

New York. Die beiden alten Herren begegneten sich mit großem<br />

Respekt und übergingen vorhandene Bedenken in ihren jeweiligen<br />

Delegationen. Alle Kontakte mit Ausnahme der Verhandlungen<br />

zum »Wiedergutmachungsabkommen« selbst waren in<br />

Geheimdiplomatie betrieben worden, um die Gegner in beiden<br />

Staaten vor vollendete Tatsachen zu stellen. Die deutsche Seite<br />

sagte zunächst umfangreiche Wirtscha�s- und Militärhilfe zu,<br />

aber erst 1965 nahmen Israel und die Bundesrepublik schließlich<br />

diplomatische Beziehungen auf.<br />

Auch in Westdeutschland waren die Zahlungen an Israel<br />

sehr unpopulär. Lediglich elf Prozent der Bevölkerung bejahte<br />

sie, während eine Mehrheit sich eher als Opfer des Krieges sah.<br />

In Teilen der Bevölkerung herrschte eine »Schlussstrich-Mentalität«<br />

hinsichtlich einer Aufarbeitung der NS-Verbrechen, gefördert<br />

auch von der Regierung Adenauer selbst; so wurden ver-

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