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II. Strukturen und Lebenswelten<br />

Österreich, Russland und nach dem Ersten Weltkrieg auch in der<br />

Zweiten Polnischen Republik staatlich geförderte »Assimilierung«<br />

von Juden bis hin zu ihrer Taufe voranschri�, entstand ein Spannungsverhältnis<br />

zu den traditionell lebenden, orthodoxen Juden,<br />

insbesondere zu den gegen Ende des 19. Jahrhunderts massenha�<br />

in die Metropolen Wien und Berlin strömenden, meist mi�ellosen<br />

»Ostjuden« aus dem Russischen Reich oder dem österreichischen<br />

Ostgalizien. Das Wechselspiel zwischen Assimilierung<br />

und traditioneller jüdischer Kultur sowie Lebensweise, zwischen<br />

Integration, Ausgrenzung und Auswanderung (vgl. den Beitrag<br />

von Angelika Timm zur jüdischen Siedlungsbewegung) wurde<br />

in Deutschland und Österreich vorerst durch die Nationalsozialisten<br />

beendet. Eine noch weiter reichende Zäsur war der Zweite<br />

Weltkrieg, der nun auch Regionen in Südost-, Ostmi�el- und Osteuropa<br />

unter deutsche Kontrolle brachte, auf die die Nationalsozialisten<br />

bis 1939/41 keinen Zugriff ha�en (vgl. den Beitrag von<br />

Norbert Kampe).<br />

In der Sowjetunion, wo die Bolschewiki 1917 den »Völkerkäfig«<br />

des Zarenreichs geöffnet ha�en, wurden die Juden nominell<br />

zu einer gleichberechtigten Nationalität. Vor allem in den<br />

1920er-Jahren ha�e diese in einigen Sowjetrepubliken erheblichen<br />

Anteil am Au�au des neuen Staates. Begleitet wurde die Emanzipation<br />

sowjetischer Prägung – durchbrochen von antijüdischen<br />

»Säuberungen« der Stalinzeit und generell eingeschränkt durch<br />

einen teils erheblichen Antisemitismus – von der weitgehenden<br />

Säkularisierung des Judentums und der fortschreitenden Trennung<br />

der sowjetischen Juden von ihren religiösen, sprachlichen<br />

und kulturellen Wurzeln. Jüdische Gemeinden in Deutschland<br />

stehen ebenso wie der Staat Israel heute vor dem Problem, ehemals<br />

sowjetische Zuwanderer zu integrieren, die das Judentum<br />

erst lernen müssen.<br />

216<br />

Nation mit und ohne Staat<br />

Das Selbstverständnis des Judentums basiert auf einer gemeinsamen<br />

Geschichte seit biblischer Zeit und auf der Vorstellung<br />

von einem organischen Ganzen des jüdischen Volkes. Schon im<br />

18. Jahrhundert profitierten die Juden Europas und des Mi�el-

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