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Judentum und jüdische Religion<br />

seiten der weltlichen oder kirchlichen Landesherren Phasen von<br />

Verfolgung und Vertreibung. Jüdisches Leben im mi�elalterlichen<br />

Deutschland hat beispielsweise der bedeutende jüdisch-deutsche<br />

Dichter Heinrich Heine (1797-1856) – der sich 1825 christlich taufen<br />

ließ – in seinem Novellenfragment »Der Rabbi von Bacherach«<br />

(1840) festgehalten und verewigt.<br />

Verstärkt durch das Wüten der Pest in Europa, für das man<br />

vielfach die Juden verantwortlich machte und das insbesondere<br />

während der Zeit der Kreuzzüge den Vorwand lieferte für Pogrome<br />

und Vertreibungen, erreichte eine jüdische Auswanderungswelle<br />

von Deutschland und Frankreich aus im Spätmi�elalter die<br />

überwiegend slawisch besiedelten Gebiete Ostmi�el- und Osteuropas.<br />

Zur gleichen Zeit markierte die Vertreibung der Juden aus<br />

Spanien (1492) den Beginn vermehrter jüdischer Auswanderung<br />

nach Nordafrika und in den östlichen Mi�elmeerraum einschließlich<br />

Palästinas; ab dem 19. Jahrhundert wurde insbesondere die<br />

Neue Welt ein Emigrationsziel.<br />

Jüdische Siedlungsbewegungen und der Kontakt mit unterschiedlichen<br />

Kulturen führten zur Herausbildung von zwei<br />

europäischen Hauptsträngen des Diasporajudentums, die sich<br />

nach Sprache und Kultur deutlich voneinander unterscheiden.<br />

Als »Aschkenasim« (Aschkenas war im Mi�elalter der hebräische<br />

Name für Deutschland) bezeichnen sich Juden, die sich schon in<br />

römischer Zeit im Rheintal angesiedelt ha�en und seit dem Frühmi�elalter<br />

in Deutschland und Frankreich lebten. Dort sprachen<br />

sie einen um zahlreiche hebräische Begriffe ergänzten Dialekt des<br />

Mi�elhochdeutschen, das Jiddische. Die Auswanderer pflegten<br />

das Jiddische im mehrheitlich slawischsprachigen Umfeld Polens<br />

und Russlands als jüdische Verkehrssprache weiter, nun bereichert<br />

vor allem durch slawische Elemente. Während das Jiddische<br />

in Mi�eleuropa im Zuge der jüdischen Au�lärung weitgehend<br />

als Sprache gebildeter Juden verschwand und durch Deutsch oder<br />

Französisch ersetzt wurde, sprachen nicht assimilierte Ostjuden<br />

in Polen und der Sowjetunion, insbesondere im ehemaligen jüdischen<br />

Ansiedlungsrayon (vgl. S. 213), noch in der ersten Häl�e<br />

des 20. Jahrhunderts überwiegend Jiddisch. Die nationalsozialistische<br />

Judenpolitik, die Besetzung Polens und großer Teile der<br />

Sowjetunion während des Zweiten Weltkriegs sowie der Holocaust<br />

löschten die ostjüdische Kultur in Ostmi�el- und Osteuropa<br />

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