Günther Hänse FLURNAMENKUNDE UND ...

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13.07.2015 Views

nur zinspflichtige Güter genannt wurden nicht alle Flächen innerhalbeiner Ortsflur waren mit Abgaben belastet und außerdem eine starkzersplitterte Flur mehr Lagekennzeichnungen erforderlich machte als einein sich geschlossene Gemarkung mit übersichtlichen Besitzverhältnissen',überliefern diese Urkunden ein Flurnamenbild, das von vielen Zufällenabhängig ist und das in dem Verhältnis der schriftlich fixierten zu deneinst vorhanden gewesenen Namen zwischen einzelnen Gemarkungen größereUnterschiede aufweist.Ein einigermaßen vollständiges Flurnamenbild tritt uns erst in denamtlichen Katasterwerken des 18.119. Jh. entgegen. Zu dieser Zeit aberwaren ältere Namen schon wieder in Vergessenheit geraten, da auch dieVerhältnisse, an die sie gebunden waren, anderen Gegebenheiten Platzgemacht hatten. Denn mit den Veränderungen in der Landschaft vollziehtsich ein stetiger Wandel im Flurnamenbestand. Und häufig hängt dieLebensdauer eines Flurnamens von der Existenz der Sache, die er bezeichnet,ab2. Deshalb sind gerade die sogenannten Kulturnamen einem vielschnelleren Wandel ausgesetzt als die Naturnamen, deren sachliche Grundlageauch über längere Zeiträume hinweg sich kaum oder nur wenigverändert.Für die Lebensdauer von Flurnamen sind weiterhin die Häufigkeit ihrerBenutzung im Sprachgebrauch und damit der Grad ihrer Bekanntheitinnerhalb der Sprachgemeinschaft sowie ihr Geltungsbereich mit maßgebendEin Teich z. B., dem der Volksmund wegen des Vorkommens derfrüher für medizinische Zwecke viel gebrauchten Blutegel den NamenEgelsee gab, ist in einem größeren Umkreis bekannt und wird über einenlängeren Zeitraum so genannt als ein Feld, dessen Bezeichnung Erbsen-ackenur in einer Familie und nur relativ kurzzeitig gebräuchlich ist.Jede Sammlung von Flurnamen erbringt demzufolge einen Flurnamenbestandin dem alte Namen neben neuen stehen und der als das Ergebnisverschiedener Epochen mit unterschiedlichen Flurverhältnissen zu wertenist.Dem Versuch, die Namen einzelner Siedlungsepochen herauszulösen, stehtentgegen, das) die meisten Flurnamen weder vom Wort noch von derdurch sie bezeichneten Sache her zeitlich genau einzuordnen sind. Die1) Es sei ferner darauf hingewiesen,das Art und Zahl der Flurnamen eines Gebietesauchvon dessen geographischenVerhältnissenabhängig sind.2) So konnte in Untersuchungenüber die Lebensdauervon Flurnamen festgestelltwerden, das3in 75 Prozent aller Fälle des Flurnamenwechselsdas AussterbeneinesFlurnamensdurch neugeschaffeneFlurverhältnissebestimmt ist (vgl. RICHTER 1956,S. 394f.; STROBEL1934,S. 102).

Möglichkeiten, Flurnamen durch ihre zeitliche Schichtung für die Siedlungsgeauszuwerten, sind also nur sehr begrenzt; sie gestatten -wenn man von Namen fremdsprachigen Ursprungs absieht, für die derZeitpunkt ihrer Entstehung im allgemeinen bekannt ist -³ keine siedlungsgeschicAuswertung, die der der Ortsnamen vergleichbar wäre.Wertvolles Material aber bieten die Flurnamen für die siedlungsgeschichtlicheForschung insofern, als sie das Bild der Landschaft im Bewußtsein derMenschen vergangener Zeiten widerspiegeln und Aufschluß geben übersachliche Einrichtungen, die zum sozialökonomischen Leben der Vergangenheitgehörten. Flurnamen helfen so mit, die Veränderungen zj,1 erkennen,denen die räumliche und gesellschaftliche Umwelt des Menschen inhistorischer Zeit unterworfen war.Es ist oben schon angedeutet worden, das3 die Namen dabei im Zusammenmit den anderen Quellen siedlungsgeschichtlicher Forschung(archäologisches Material, SiedlungsundFlurformen) gesehen werdenmüssen.Durch solches Vorgehen soll im Folgenden versucht werden, für dasGebiet des heutigen Kreises Weimar einige wichtige Etappen in der Entwicklungder Kulturlandschaft darzustellen. Im Vordergrund stehen dabeimit dem fränkischen Landesausbau und der mittelalterlichen Rodungstätigkeitzwei Prozesse, die das Bild der dörflichen Fluren in mittelalterlicherZeit entscheidend beeinflußten und die auch im Flurnamenbild deutlicheSpuren hinterlassen haben. Die Art der gewählten Darstellung bedingtes, das3bei der Behandlung der beiden siedlungshistorischen Phasengelegentlich auch über ihre zeitliche Begrenzung hinausunddamit invorangegangene und nachfolgende Zeiträume hineingegriffen werden muß.Möglichkeiteneinersiedlungsgeschichtlichen Auswertung derFlurnamen des Kreises WeimarDie räumliche Verteilung der ältesten FlurnamentypenFür die urgeschichtliche Zeit ist die Siedlungsgeschichte fast ausschliesslichauf die Ergebnisse archäologischer Forschungen angewiesen. Sie erbrachtenfür den Kreis Weimar einen reichen Fundniederschlag und damit3) So könnenin unseremGebiet die slaw. FIN mit einiger Wahrscheinlichkeitdatiertwerden.

Möglichkeiten, Flurnamen durch ihre zeitliche Schichtung für die Siedlungsgeauszuwerten, sind also nur sehr begrenzt; sie gestatten -wenn man von Namen fremdsprachigen Ursprungs absieht, für die derZeitpunkt ihrer Entstehung im allgemeinen bekannt ist -³ keine siedlungsgeschicAuswertung, die der der Ortsnamen vergleichbar wäre.Wertvolles Material aber bieten die Flurnamen für die siedlungsgeschichtlicheForschung insofern, als sie das Bild der Landschaft im Bewußtsein derMenschen vergangener Zeiten widerspiegeln und Aufschluß geben übersachliche Einrichtungen, die zum sozialökonomischen Leben der Vergangenheitgehörten. Flurnamen helfen so mit, die Veränderungen zj,1 erkennen,denen die räumliche und gesellschaftliche Umwelt des Menschen inhistorischer Zeit unterworfen war.Es ist oben schon angedeutet worden, das3 die Namen dabei im Zusammenmit den anderen Quellen siedlungsgeschichtlicher Forschung(archäologisches Material, SiedlungsundFlurformen) gesehen werdenmüssen.Durch solches Vorgehen soll im Folgenden versucht werden, für dasGebiet des heutigen Kreises Weimar einige wichtige Etappen in der Entwicklungder Kulturlandschaft darzustellen. Im Vordergrund stehen dabeimit dem fränkischen Landesausbau und der mittelalterlichen Rodungstätigkeitzwei Prozesse, die das Bild der dörflichen Fluren in mittelalterlicherZeit entscheidend beeinflußten und die auch im Flurnamenbild deutlicheSpuren hinterlassen haben. Die Art der gewählten Darstellung bedingtes, das3bei der Behandlung der beiden siedlungshistorischen Phasengelegentlich auch über ihre zeitliche Begrenzung hinausunddamit invorangegangene und nachfolgende Zeiträume hineingegriffen werden muß.Möglichkeiteneinersiedlungsgeschichtlichen Auswertung derFlurnamen des Kreises WeimarDie räumliche Verteilung der ältesten FlurnamentypenFür die urgeschichtliche Zeit ist die Siedlungsgeschichte fast ausschliesslichauf die Ergebnisse archäologischer Forschungen angewiesen. Sie erbrachtenfür den Kreis Weimar einen reichen Fundniederschlag und damit3) So könnenin unseremGebiet die slaw. FIN mit einiger Wahrscheinlichkeitdatiertwerden.

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