Leserbrief - Jugendclub Markersdorf-Haindorf
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Fachartikel<br />
Die heutige Jugend im Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdbestimmung<br />
auf dem Weg zur Mündigkeit und zu einem Lebenskonzept<br />
Teil 1<br />
Im ersten Teil meines<br />
Artikels geht es<br />
grundlegend um<br />
die Fragen, warum<br />
dieses Thema aktueller<br />
denn je ist<br />
Lydia Bacher und ob das eigene<br />
Leben der Selbstbestimmung<br />
und Eigenverantwortung,<br />
der Fremdbestimmung<br />
und Willkür des Menschen, dem<br />
Schicksal oder dem Plan Gottes<br />
unterliegt.<br />
In einer Zeit, wie der jetzigen, mit<br />
vielen Umbrüchen und neuen<br />
Anforderungen, ist es für alle<br />
Menschen schwer - und besonders<br />
für die heranwachsende Generation,<br />
sich durch den Dschungel des<br />
Wertepluralismus zu schlagen.<br />
Es wird immer wichtiger für die<br />
Jugend, die Chancen der postmodernen<br />
Gesellschaft zu nutzen.<br />
Viele fühlen sich zwar in der Flut<br />
von verschiedenen Meinungen und<br />
gegensätzlichen Lebenskonzepten<br />
überfordert, gleichzeitig ist die<br />
junge Generation aber freier und<br />
ungebundener gegenüber einengenden<br />
Normen mancher Institutionen<br />
als ihre Eltern- und Großelterngeneration.<br />
Es liegt in<br />
der Verantwortung der<br />
Jugend, sich für ein<br />
menschenwürdiges<br />
Leben zu entscheiden<br />
und bei der Gestaltung<br />
einer gerechteren und<br />
besseren Welt mitzuwirken.<br />
Die Schwierigkeit<br />
liegt leider darin,<br />
sich in der Vielfalt<br />
gesellschaftlicher, wirtschaftlicher<br />
und privater<br />
Anforderungen für<br />
das "Richtige" zu entscheiden,<br />
wenn noch<br />
dazu traditionelle<br />
Orientierungspunkte<br />
verschwinden und sich<br />
viele Werte und<br />
Normen grundsätzlich<br />
wandeln.<br />
Fachartikel<br />
18<br />
Daher ist es notwendig sich mit<br />
dem Thema "Die heutige Jugend im<br />
Spannungsfeld zischen Selbst- und<br />
Fremdbestimmung" auseinanderzusetzen.<br />
Die Kinder und Jugendlichen<br />
sind nämlich die Erwachsenengeneration<br />
von morgen. Denn sie<br />
tragen in der Zukunft die<br />
Verantwortung für uns, wenn wir alt<br />
sind, und nicht mehr dem heutigen<br />
Bild eines leistungsfähigen Mitglieds<br />
der Gesellschaft entsprechen.<br />
Welche Werte wir weitergeben und<br />
welches Vorbild wir unserer Jugend<br />
sind, liegt in unser aller Hände.<br />
Aus diesem Grund ist es unsere<br />
Verpflichtung, sich über Normen,<br />
Leitbilder, Gewissen und<br />
Werterziehung Gedanken zu<br />
machen.<br />
Sinn und Ziel des Menschen ist ein<br />
gelingendes Leben. Dies unterliegt<br />
der eigenen Verantwortung und<br />
nicht dem Schicksal. Für sich den<br />
richtigen Weg zu finden erkennt der<br />
Mensch erst durch seine Fähigkeit<br />
zur Selbstreflexion, den Einsatz seines<br />
Verstandes und die Freiheit seines<br />
Handelns. Folgt er dem<br />
Anspruch des Guten, der Liebe und<br />
dem Glauben, findet er zu sich<br />
selbst. In der Liebe zu den<br />
Mitmenschen und zu sich selbst<br />
vollendet sich das menschliche<br />
Leben im Glück. Normen, christliche<br />
Werte, der Glaube und unser<br />
Gewissen sind Orientierungshilfen<br />
und können uns auch heute noch<br />
Halt geben, trotz häufigem<br />
Widerspruch. Das Gewissen entwickelt<br />
sich durch Innen- und<br />
Außensteuerung, darüber sind sich<br />
die Wissenschaften einig. Die<br />
Psychoanalyse geht von einer<br />
Verinnerlichung von Geboten und<br />
Verboten aus und die Erziehungswissenschaft<br />
sieht in der<br />
Vermittlung von Werteinsichten das<br />
Ziel der Gewissensbildung. Das<br />
Zweite Vatikanische Konzil spricht<br />
von einem Gesetz, dass Gott in den<br />
Menschen eingeschrieben hat.<br />
Durch die Freiheit und den Verstand<br />
ist der Mensch fähig selbstverantwortlich<br />
und selbstbestimmt zu<br />
handeln. Sein Handeln wird durch<br />
soziale, psychische und personale<br />
Motive beeinflusst. Die Freiheit ist<br />
die Fähigkeit solche Motivationen<br />
dem Verstand unterzuordnen.<br />
Genau aus diesem Grund ist der<br />
Mensch nicht dem Schicksal unterworfen.<br />
Ein gelungenes Leben in<br />
Liebe muss Ziel für alle sein, sonst<br />
unterliegt jeder einem ständigen<br />
Wechsel, ist innerlich zerrissen,<br />
fremdbestimmt und somit letztendlich<br />
unfrei. Denn der Mensch kann<br />
nur in einer Gemeinschaft mit<br />
gemeinsamen Zielen seine Anlagen<br />
entwickeln. Ebenso sind die<br />
Entfaltung der eigenen Identität und<br />
die Selbstverwirklichung nur in<br />
einer Gemeinschaft - in der gegenseitiger<br />
Respekt und Liebe die höchsten<br />
Werte sind - möglich. Der<br />
Mensch erkennt das sittlich Richtige<br />
für sein Leben durch seine<br />
Werterziehung und kognitive<br />
Fähigkeit, mehrere Faktoren einer<br />
Situation wahrzunehmen, zu beurteilen<br />
und dementsprechend zu<br />
handeln, trotz seiner sozialer und<br />
psychischer Einflüsse durch sein<br />
Milieu und seiner Bedürfnisse. Aus<br />
diesem Grund kommt der Erziehung<br />
und der Gesellschaft eine wesentliche<br />
und verantwortungsvolle Rolle<br />
zu.<br />
In der nächsten Ausgabe vom<br />
"Blickwinkel" lesen Sie im 2. Teil<br />
meines Artikels mögliche Antworten<br />
auf folgende Fragen: Welchen<br />
Werten ist der Vorzug zu geben und<br />
welche Probleme entstehen durch<br />
den Wertepluralismus? Welche<br />
Aufgaben stellen sich der<br />
Gesellschaft und welche<br />
Erziehungshilfen gib es?<br />
Dipl.-Päd. Lydia Bacher