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Leserbrief - Jugendclub Markersdorf-Haindorf

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Über die orange Zukunft Österreichs!?<br />

Beinahe wäre mir<br />

kein politisches<br />

Thema für den<br />

neuen Blickwinkel<br />

eingefallen, doch<br />

dann kam der 4.<br />

April 2005. Wer,<br />

Reinhard Kern<br />

wenn nicht die<br />

FPÖ (oder BZÖ) ist immer für einen<br />

spontanen Einfall gut? Aus blau<br />

mach orange und das Theater (das<br />

nicht annähernd mit der Qualität<br />

jener des Laientheaters vom<br />

<strong>Jugendclub</strong> mithalten kann) geht<br />

munter weiter! So zumindest die<br />

Vorstellung vom neuen BZÖ Chef<br />

Jörg Haider und seinen Mitstreitern.<br />

Haider habe sich wie ein Kind verhalten,<br />

"das eine Sandburg gebaut<br />

hat, und bevor ein anderes Kind<br />

damit spielen kann, hupft er drauf<br />

und zerstört sie", eine meiner<br />

Meinung nach perfekte<br />

Beschreibung der Situation, auch<br />

wenn sie nicht von mir, sondern<br />

vom jetzigen Parteiobmann der FPÖ<br />

Heinz Christian Strache ist.<br />

Immerhin ist es bereits das zweite<br />

Mal, dass Haider ein gesamtes Team<br />

in die Luft sprengt, erinnern wir uns<br />

an die Führungsmannschaft rund<br />

um Susanne Riess-Passer. Wer aber<br />

ist Heinz Christian Strache? Bisher<br />

außerhalb von Wien kaum in<br />

Erscheinung getreten und nunmehr<br />

die letzte Hoffnung der Rest-FPÖ.<br />

Zur Einschätzung seiner Person<br />

dient die aktuelle Plakatkampagne<br />

in Wien mit dem Slogan "Wien darf<br />

nicht Istanbul werden". Wenn man<br />

sich die Geschehnisse rund um den<br />

Bau des EM-Stadions im blau-rotregierten<br />

Kärnten ansieht, sollte der<br />

Spruch aber eher "Wien darf nicht<br />

Klagenfurt werden" lauten.<br />

Nun aber zurück zur Zukunft Österreichs<br />

- die vom neuen Bündnis<br />

staatstragend im Namen getragen<br />

wird. Was aber ist überhaupt neu<br />

am BZÖ? Die Personen sind es<br />

nicht, nur das Jörg Haider wieder<br />

selbst an die Spitze zurückgekehrt<br />

ist. Sind es die Inhalte? Ohne das<br />

neue Programm zum Zeitpunkt der<br />

Verfassung des Artikels zu kennen<br />

ist eine neue inhaltliche<br />

Positionierung mit den altbekannten<br />

Personen ist ebenso unglaubwürdig,<br />

wie die Argumente bei der<br />

Gründungspräsentation selbst. Zu<br />

behaupten, die Bereinigung der<br />

Probleme innerhalb der FPÖ war<br />

der Parteiführung nicht mehr möglich,<br />

ist eine billige Ausrede, sonst<br />

nichts. Vor allem "billig"!.<br />

Man darf nämlich nicht den Blick<br />

auf die nackten Tatsachen verlieren.<br />

Die FPÖ ist hoch verschuldet und<br />

die Verantwortung dafür tragen<br />

natürlich ihre Spitzenfunktionäre.<br />

Also jene Personen, die nun nahezu<br />

geschlossen ausgetreten sind und<br />

das BZÖ gegründet haben. Für mich<br />

ist die Sache somit in doppelter<br />

Hinsicht moralisch zu hinterfragen<br />

(wobei ich nicht so naiv bin und von<br />

der Politik moralische Vorbildwirkung<br />

erwarte): Erstens sitzen die<br />

Repräsentanten des BZÖ im<br />

Parlament auf Sesseln, die sie für,<br />

aber auch mit der FPÖ in der letzten<br />

Wahl gewonnen haben, Zweitens<br />

machen sie sich nun aus dem Staub<br />

und lassen die Schulden ihrer alten<br />

Partei zurück. Für den nicht ausgeschlossenen<br />

Fall des Konkurses der<br />

FPÖ werden die wirklich Geschädigten<br />

des Austritts von Haider &<br />

Co. zahlreiche unschuldige<br />

Gläubiger der Partei sein.<br />

Dass all das überhaupt möglich ist,<br />

liegt - wie es seit seiner<br />

Machtergreifung 1986 in der FPÖ<br />

immer schon war - in der Person<br />

Jörg Haiders oder besser gesagt in<br />

der Schwäche seiner Weggefährten.<br />

"Leichen pflastern seinen Weg" - im<br />

politischen Sinne eine treffliche<br />

Beschreibung seiner Natur. Eine<br />

unendliche Liste von ehemaligen<br />

Mitgliedern ist die Sache der FPÖ<br />

und entzieht sich meiner Kritik.<br />

Jedoch sind die kurzen Gastspiele<br />

einiger Minister in der Regierung<br />

nachteilig für das gesamte Land.<br />

Wie soll die Politik den Schutz nachhaltiger<br />

Interessen gewährleisten,<br />

wenn an der Spitze die Köpfe nach<br />

Belieben ausgetauscht werden.<br />

Ob nun Neuwahlen irgendetwas an<br />

der Geschichte ändern könnten?<br />

Dafür müsste man deren Ausgang<br />

kennen. Bei gleichbleibenden<br />

Verhältnissen im Nationalrat könnte<br />

auch die nächste Regierung ÖVP-<br />

BZÖ (statt FPÖ) lauten und die<br />

Wahlen hätten nichts gebracht,<br />

dafür aber viel unnötige Wahlkampfzeit<br />

und vor allem Geld gekostet.<br />

Die Forderungen der SPÖ und<br />

Grünen nach Neuwahlen wäre<br />

außerdem nur dann konsequent,<br />

wenn sie sich auch auf die<br />

Landtagswahlen in Kärnten beziehen<br />

würde. Denn hier gibt es ja wie<br />

bereits erwähnt die Koalition FPÖ-<br />

SPÖ.<br />

Formal sind Neuwahlen nur durch<br />

eine Mehrheit im<br />

Nationalrat zu erwirken.<br />

Ob das der Opposition<br />

gefällt oder nicht, so<br />

lauten die Spielregeln<br />

der repräsentativen Demokratie,<br />

zu der wir uns<br />

hoffentlich alle bekennen.<br />

Die nächsten<br />

regulären Wahlen finden<br />

im Herbst 2006<br />

statt. Zu hoffen ist nur,<br />

dass der EU-Vorsitz im<br />

ersten Halbjahr 2006<br />

mit weitreichenden<br />

Weichen-stellungen für<br />

die Union nicht vom<br />

Geplänkel rund um<br />

Blau-Orange überschattet<br />

wird. Bei der Wahl<br />

selbst, hat jeder Österreicher<br />

die Chance dem<br />

ganzen Theater rund um<br />

Haider, Mölzer, Strache<br />

und Co. ein Ende zu<br />

bereiten.<br />

<strong>Leserbrief</strong><br />

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